Unsinn. Leif Randts Poetik des Okayen hat eine Grundhaltung der 2010er ins Allumfassende projektiert und damit ein irritierend politisches Schreiben entwickelt. Diese Gegenwärtigkeit kann in den ersten drei Büchern Randts noch immer verstören. Das Vierte kommt 2020 unweigerlich zu spät. Die Pastellfarben sind genauso aus der Mode gekommen wie Vaporwave. Die Handlung spielt zwar in der Vergangenheit, aber nach 2016 und ohne einen Umgang damit zu finden, dass Trump, Brexit und Flüchtlingspolitik die Welt umgepflügt haben. Sie ist hängengeblieben in den ziselierten Konsumstrukturen der Prä-2016-Hipster; und scheint dieses Veraltetwerden so klug zu bedauern wie die Hauptfiguren Jerome und Tanja selber mit «Wehmut» veralten.
Aber das Feuilleton ist der Boomer der Kultur. Es kann «Gegenswartsliteratur» erst dann etikettieren, wenn sie veraltet und ungegenwärtig geworden ist. Dabei missversteht man die Anmut des Buchs, wenn man es nicht als Abgesang liest, der genau diese Paradoxie verhöhnt.
Hier werden Heteronormativität, Privileg und die 10er-Jahre in all ihrer kulturkämpferischen Ausdifferenzierung noch einmal literarisch gefeiert – und hoffentlich, wie es selber zu wünschen scheint, für immer begraben.
«Allegro Pastell» umfasst 288 Seiten und wiegt 382 Gramm.
Cédric Weidmann ist Redaktor bei delirium – Zeitschrift gegen Literatur.