Allerdings hat sie auch Schattenseiten – einschränkend und diskriminierend kann sie sein. Aber das liegt nicht an ihr, sondern an denen, die sie benutzen und mitgestalten – also an uns. Unsere Sprache spiegelt lediglich wider, was uns – als Individuum oder als Gesellschaft – beschäftigt.
Kübra Gümüşay ist als Kind von türkischstämmigen Eltern in Hamburg aufgewachsen. Von ihrem Grossvater hat sie Arabisch gelernt. Dass einzelne Wörter unsere Wahrnehmung verändern können, bemerkte die Autorin bereits als Kind: «yakamoz» steht im Türkischen für die Reflexion des Mondes auf dem Wasser – es bezeichnet ein Phänomen, für welches es im Deutschen kein singuläres Wort gibt. Doch wer bestimmt, was benannt wird und was unbenannt bleibt? Und welchen Einfluss hat das auf unseren politischen Diskurs? Diesen Fragen widmet sich Kübra Gümüşay in ihrem 2020 erschienen Essay. Eindringlich zeigt die Aktivistin auf, wie mächtig Sprache ist, welche Grenzen sie uns vorgibt, und wie wir diese aufbrechen können. Sie lädt uns dazu ein, unsere eigene Sprache und deren Gebrauch zu hinterfragen. Und über die eigene Wortwahl nachzudenken lohnt sich in so manchen Fällen, denn unsere Sprache kann mehr über uns aussagen, als uns lieb ist.
«Sprache und Sein» umfasst 208 Seiten und wiegt 323 Gramm.
Amina Mvidie ist Kommunikationsstudentin und würde gerne mehrere Sprachen fliessend sprechen.