Auch wenn die Gefahren gross sind, bringt ihn jeder gegangene Meter näher an sein Ziel, Deutschland, als seine Zeit wartend im Lager zu verbringen. Seine Freunde erklären ihn für verrückt, aber er wird es trotz allen Unwahrscheinlichkeiten schaffen. Möglich machen das glückliche Zufälle: eine junge, erfolgshungrige Moderatorin, die mit einer deutschen Reality-TV-Sendung ins Lager reist, der Produzent dieser Sendung, den nur steigende Einschaltquoten interessieren, ein korrupter Mafiaboss, der die Fäden im Flüchtlingslager zieht und das grosse Geld wittert, und schliesslich die deutsche Politik, die das Problem zuerst hilflos aussitzt, bis es beinahe zu spät ist. So wandert der Flüchtling, gemeinsam mit dem ganzen Lager und einer Fernsehcrew, unter den gebannten Augen Deutschlands los.
Timur Vermes’ zweiter Roman «Die Hungrigen und die Satten» ist ein satirisches Was-wäre-wenn über ein von Migrationsfragen gebeuteltes Europa. Es ist wie bei Mani Matters «Zündhölzli»: Eine simple Idee endet in immer grösseren Verstrickungen – spannend und beunruhigend zu lesen. Und am Schluss gehts um nicht weniger als die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben möchten.
«Die Hungrigen und die Satten» wiegt 682 Gramm und umfasst 509 Seiten.
Patrizia Huber ist Redaktionsmitglied von delirium.